In öffentlichen Toiletten finden sich Keime und Mikroben. Mal abgesehen davon, dass sich immer noch viele Menschen überhaupt nicht die Hände nach dem Gang aufs WC waschen (!), auch Hygiene-Bewusste zünden nach dem Waschen mit dem Griff zum Druckluft-Handtrockner eine kleine Virusbombe.
In nur ein paar Sekunden trocknen die Geräte feuchte Hände durch kräftige Windströmungen – und genau das soll laut einer aktuellen Studie der Westminster University London das Problem sein. Denn die Windströmungen wirbeln die Bakterien in die Luft und somit steigt das Risiko an Infektionen.
Keimschleuder Händetrockner- von wegen hygienisch!
Unter diesem Titel griff Anfang August 2017 der SWR in der Reihe “Marktcheck” dieses strittige Thema nochmals auf. Marktcheck: “Die Stichprobe erhebt nicht den Anspruch einer wissenschaftlichen Studie. Das Ergebnis wird aber von Studien unter Laborbedingungen gestützt. So bestätigt der TÜV Rheinland, dass das Ergebnis systembedingt kaum anders ausfallen könne.”
CleanUp empfiehlt, das Video mal anzuschauen und sich selbst ein Bild über Pro und Kontra von Druckluft-Handtrockner zu machen. Zum Video einfach auf das Foto klicken.
Hersteller von Spendersystemen — wer bietet die beste Hygiene beim Händetrocknen?
Seit Jahren tobt zwischen den Herstellern von Spendersystemen ein Kampf darum, wer die beste Hygiene beim Händetrocknen bietet. Wie sollen wir uns nach dem Händewaschen bloß dieselben trocknen? Mit Papiertuch, mit Baumwoll-Handtuch, mit Wärmetrocknern oder mit Jet-Druckluft-Trocknern? Jede Seite versucht dabei ihren Standpunkt mit Studien zu untermauern.
Es mag sein, dass viele Untersuchungen und Studien nicht aus rein wissenschaftlichen, sondern aus handfesten wirtschaftlichen Interessen entstehen. Ein Blick auf den jeweiligen Auftraggeber ist zur Bewertung von neuen Erkenntnissen daher sicher angebracht. Wann wird der Wettbewerb in dem hart umkämpften Markt in eine neue Runde gehen?
*) Chronologie: Warmluft- oder Druckluft-Handtrockner oder Papierhandtuchspender oder Stoffhandtuchspender?
1993
Informationspapier vom Umweltbundesamt: “Vergleichende ökologische Betrachtung unterschiedlicher Systeme zum Abtrocknen der Hände”. Es wurden vier Systeme betrachtet, deren Einzelergebnisse in einer Tabelle aufgeführt sind. Zusammenfassende Bewertung / Ergebnis: Zellstoff-Papierhandtücher sind als ökologisch ungünstig zu bewerten. Handtuchspender mit Recyclingpapieren, Stoffhandtuchspender und Warmlufthändetrockner dagegen sind als gute Systeme zum Trocknen der Hände anzusehen. [1]
2005
Eine vom Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (Zellstoffindustrie) in Auftrag gegebene TÜV-Untersuchung zeigte auf, dass nach dem Händetrocknen mit Papierhandtüchern 24 Prozent weniger Bakterien auf der Haut zu finden waren als vor dem Händewaschen. Mit Warmluft sollen die Hände nach dem Trocknen hingegen um 117 Prozent keimiger gewesen sein als vorher. [2]
2006
Das Öko-Institut Freiburg hat die Umweltbilanz von Baumwoll-Handtuchrollen im Vergleich zu Papierhandtüchern untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen: “Insgesamt haben Handtuchrollen aus Baumwolle die geringsten Umweltauswirkungen. Dies gilt sowohl für den Vergleich mit Papierhandtüchern, die komplett aus Frischfasermaterial hergestellt wurden, als auch mit solchen, die zu 50 Prozent aus Recyclingpapier produziert sind.” [3]
2008
Marktführer Dyson schlägt schließlich zurück. Eine in Auftrag gegebene Studie “Life Cycle Assessment of Hand Drying Systems” der britischen Royal Society for Public Health widersprach heftig. Demnach entferne der Druckluft-Handtrockner 99,9 Prozent der Bakterien von den Händen und dies sei doch ein „signifikanter Schritt in der Handtrocknertechnologie“.
2010
„belegte“ eine Studie, dass mit der Benutzung von elektrischen Handtrocknern, egal ob Warm- oder Druckluft, „signifikante Hygienerisiken“ einhergehen und dass die Benutzung zum Beispiel von Papierhandtüchern sehr viel reinlicher sei. Diese Publikation wurde vom Berufsverband der Produzenten für Papierhandtücher in Brüssel, kurz ETS (European Tissue Paper Industry Association) finanziert.
2011
- Eine US-Ökobilanzstudie des Materials Systems Laboratory Massachusetts Institute of Technology (MIT), im Auftrag der Firma Dyson, kommt zu dem Schluss, dass Druckluft-Handtrockner (in diesem Falle der Dyson-Airblade™) in Sachen Nachhaltigkeit weit besser abschneiden, als vergleichbare Systeme wie Papierspender oder Handtuchrollen. Überprüft wurden nicht nur das Treibhauspotenzial, sondern auch potenzielle Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, Ökosystemqualität, Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Bodennutzung, heißt es im Ergebnisbericht der Untersuchung. [6]
- Eine erneut vom Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (Zellstoffindustrie) in Auftrag gegebene vergleichende TÜV-Untersuchung über die Handtrocknung mit Papierhandtüchern und Händetrocknern mit Hochgeschwindigkeits-Luftstrom des Typs Dyson Airblade™ brachte schließlich im Ergebnis, daß die bakterielle Belastung der Hände vor dem Waschen und nach dem Trocknen bei Benutzung der Papierhandtücher eine deutliche Reduzierung und beim Einsatz des Dyson Airblade™ Händetrockners eine Zunahme der Belastung erfahren (hohe bakterielle Kontamination der Geräteoberfläche und in der Umgebung der Geräte). Weitere Nachteile des Luftstromtrockners: hohe Geräuschbelastung bei Betrieb des Gerätes. [7]
2013
Eine Vergleichs-Studie von vier üblichen Händetrocknungssystemen des Hjelt Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Helsinki stellte Lufthändetrocknern ein schlechtes Zeugnis aus. Die Reduktion der Bakterien liege unter der Norm, hieß es. Zudem sei im Umkreis von einem Meter die Belastung mit Erregern sehr groß. Baumwoll- und Papierhandtücher entfernten Bakterien demnach bedeutend besser. [8]
2014
- In einer weiteren Studie hat das Umweltbundesamt erneut Händetrocknungssysteme unter ökologischen Aspekten betrachtet. Zusätzlich zu den 1993 untersuchten Händetrocknungs-Systemen wurden auch die inzwischen weit verbreiteten Hochgeschwindigkeits-Trockner, sogenannte Jetstreams, in die Betrachtung einbezogen. Diese werden allerdings im Trocknungsbetrieb aufgrund ihrer Geräuschemissionen häufig als belästigend beschrieben. Bei diesen Gebläsetrocknern empfiehlt das Umweltbundesamt außerdem einschränkend, dass diese nicht in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern eingesetzt werden sollten. Eine hygienische Betrachtung der Händetrocknungssysteme in der Studie hat ferner ergeben, dass bei allen Systemen keine Bedenken bestehen. [9]
— Die vom renommierten medizinischen Mikrobiologen Professor Mark Wilcox von der Universität Leeds und von den Lehrkrankenhäusern Leeds entwickelte und geleitete sowie vom ETS (European Tissue Paper Industry Association) finanzierte Untersuchung hat verglichen, inwieweit drei häufig verwendete Methoden des Händetrocknens dazu beitragen, Bakterien zu verbreiten. Es zeigte sich, dass Jet-Lufttrockner mehr mit Bakterien belastete Tropfen verteilen und diese auch weiter verbreiten als Warmlufttrockner und Papierhandtücher. Zudem wurde festgestellt, dass sich die Bakterien nach dem Abschalten des Jet-Lufttrockners auch wesentlich länger in der Luft des Waschraums halten. [10]
2016
Jeder kann die Umwelt schützen, überall – das heißt auch im Waschraum. Durch den Griff zur Stoffhandtuchrolle anstatt zu Papier werden 95% weniger Abfall produziert, 48% weniger Energie verbraucht und das Treibhauspotenzial um 29% gesenkt. Dies belegt eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung im Auftrag des Wirtschaftsverband Textil Service e.V. (WIRTEX) und des Europäischen Verbandes der Textilservice Betriebe (ETSA). Die im November 2016 veröffentlichte Umweltstudie untersucht die Ökobilanz von Stoffhandtuchrollen, Frischfaser- und Recyclingpapier. Dabei geht das Stoffhandtuchsystem als klarer Sieger hervor. Es erzielt bei sieben von acht untersuchten Indikatoren bessere Umweltwerte als Recyclingpapier; bei sechs von acht bessere Umweltwerte als Frischfaserpapier. [11]
- In einer vom „Journal of Applied Microbiology“veröffentlichten Studie der University of Westminster in London zufolge sind Druckluft-Handtrockner, die Luft mit einer Geschwindigkeit von 600 km/h ausstoßen, wahre Bakterienschleudern; den Untersuchungen nach wirbeln diese 1300-mal mehr Keime durch die Luft als Papierhandtücher. Im Vergleich zu herkömmlichen Warmlufttrocknern sind es immerhin noch 60-mal mehr Erreger. [12]
2017
CleanUp empfiehlt Stoffhandtuchspender — der Umwelt ♻ zuliebe.
- Einmalhandtücher eignen sich am besten für den Gebrauch in öffentlichen Toiletten.
- Hygieniker betonen vor allem den Aspekt der Einmalnutzung. Um eine Übertragung von Keimen zu vermeiden, sollte demzufolge ein Handtuch nicht von verschiedenen Personen an derselben Stelle berührt werden.
- Das gewährleisten seit Jahren moderne Stoffhandtuchspender (sog. „Retraktivspender“). Diese ziehen das gebrauchte Stück Stoffhandtuch nach der Benutzung automatisch ein. Innerhalb des Geräts wird das benutzte Stück Tuch streng getrennt vom frischen Handtuch aufgerollt (optimale Hygiene durch das Zwei-Kammern-System).
- Umwelt und Nachhaltigkeit: z.B. extrem umweltfreundlich, kein Restmüll, kein Entsorgungsaufwand
Einzelnachweise, Quellen und Links
- [1] 1983 — Umweltbundesamt: Informationspapier Händetrocknungs-Systeme
- [2] 2005 — TÜV Produkt und Umwelt GmbH: Untersuchung Handtrocknung Nr. 425–452006
- [3] 2006 — Öko-Institut e.V. Freiburg: Vergleichende Ökobilanz-Studie von Händetrocknungs-Systemen
- [6] 2011 — Massachusetts Institute of Technology (Dyson) — Untersuchung von vier Trocknungsmethoden
- [7] 2011 — TÜV Rheinland LGA Products GmbH: Vergleichende Untersuchung Händetrocknung Nr. 3026520
- [8] 2013 — Hjelt Institut für Hygiene und Mikrobiologie (Universität von Helsinki) Vergleichsstudie Händetrocknung
- [9] 2014 - Umweltbundesamt: Publikation zum Thema Händetrocknung mit Leitfaden Elektr. Händetrockner, Leitfaden Stoffhandtuchspender und Leitfaden Hygienepapiere
- [10] 2014 — Universität Westminster (Untersuchung Jet- und Warmlufttrockner ) — Untersuchung und Pressemitteilung ETS
- [11] 2016 — ETS Wirtex Nachhaltigkeitsstudie zu Stoff und Papier zu Stoff und Papier
- [12] 2016 — University of Westminster — Trocknungsmethoden
- [13] 2017 — SWR — Marktcheck “Von wegen hygienisch”
- [14] Foto mit freundlicher Genehmigung von © Sally75 (Frag Mutti)
- **) Screenshot u. Link auf Mediathek mit freundlicher Genehmigung vom SWR